Oberkirchenrat Prof. Mag. Johann Jakob Wolfer - Galizien |
|
|
|
Galiziendeutsche
in Österreich von 1939-heute (1976)
Die
Situation heute (1976)
Wenn
man die gegenwärtige Lage der Galiziendeutschen
in Österreich beurteilten soll, dann kann man
sagen, dass es ihnen - von Einzelfällen abgesehen
- gut geht. Bei den Einzelfällen handelt es sich
um ältere Menschen, die aus besonders gelagerten
Verhältnissen keine Pension aus österreichischen
und deutschen Geldern im Rahmen des Gmunder Abkommens
erreichten, weil sie die Berechtigung ihres Anspruches
nicht nachweisen konnten. Aus Unwissenheit oder aus
Not waren sie die ersten Jahre nach dem Krieg nicht
sozialversichert, oder sie wurden zu spät in
die Versicherung aufgenommen, so dass sie bei der
altersbedingten Arbeitsunfähigkeit noch keinen
rechtlichen Versorgungsanspruch hatten und darum nur
die Fürsorgerente bekommen oder eine Gnadenpension.
Das sind aber nur ganz wenige Einzelfälle.
Die anderen konnten weder ihre Ansprüche auf
eine Pension oder Rente belegen und durchsetzen oder
erarbeiteten sich selber Versorgungsansprüche.
Manche arbeiteten noch weit über das Pensionsalter
hinaus, um sich die Rente zu verdienen. Andere stehen
noch im Arbeitsprozess.
Schwer und hart war in Österreich das Ringen
der meisten Landsleute um eine neue Existenz. Ihr
Arbeitseinsatz war bisweilen ganz enorm, und ihr Arbeitswille
erlahmte nicht. Sie haben damit einen guten Beitrag
zum Wiederaufbau Österreichs geleistet. Sie alle
sind in die neue Volksgemeinschaft eingegliedert.
Der weit überwiegende Teil besitzt die österreichische
Staatsbürgerschaft. Nur wenige sind deutsche
Staatsbürger und beziehen als solche eine Pension
oder Rente aus der Bundesrepublik. Einige, aber kaum
mehr als 2-4, sind noch staatenlos, weil sie die österreichische
Staatsbürgerschaft in der schwierigen Zeit, wo
es wichtig gewesen wäre, nicht erreichen konnten
und nachher nicht mehr darum bemühten.
Unter den rund 70.000 Evangelischen Flüchtlingen,
die nach dem Krieg in Österreich blieben und
für die kleine evangelische Diasporakirche im
Lande einen bedeutenden Zuwachs darstellten, spielt
die kleine Zahl der evangelischen Galiziendeutschen
kaum eine Rolle, aber in der Kraft ihres Glaubens
sind sie ein Gewinn für die Kirche.
Das zeigt sich zuletzt auch in der Tatsache, dass
verhältnismässig viele von ihnen in die
Gemeindevertretungen und Presbyterien gewählt
wurden und treu in diesen kirchlichen Körperschaften
mitarbeiten.
So haben die Galiziendeutschen, die nach 1939 nach
Österreich gekommen sind, hier nicht nur eine
neue Heimat gefunden, sondern auch das Heimatrecht
in der Kirche erworben.
Zu
finden in "Neubeginn und Aufbruch" Heimatbuch
der Galiziendeutschen Teil 2 auf den Seiten 394-404
[zurück] 1 2 3 4 5 6 7 8 [zurück]
[<< zurück
zum Menü Galizien]
<< Oberkirchenrat Prof. Mag Jakob Wolfer Menü